Božena Němcová im tschechischen und deutschen Kulturkontext

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Der Germanistenverband der Tschechischen Republik lädt alle Freundinnen und Freunde der deutschen Sprache zu einer weiteren Vorlesung im Rahmen der Reihe Úterní podvečery s germanistikou (Frühe Dienstagabende mit Germanistik) herzlich ein.

Thema: Božena Němcová im tschechischen und deutschen Kulturkontext
Termin: 28. 3. 2023 v 18,00 hod.
Link: https://cesnet.zoom.us/j/7980633627
Sprache:Deutsch

Abstrakt:

Sei es als Božena, Božka, Barbora, Barbara oder Bára: die tschechische Nationalikone Božena Němcová stellt auch noch im 21. Jahrhundert eine polarisierende Kraft dar, einen Zankapfel zwischen verschiedenen Konzeptionen und Profilierungen; und zwar weit über die tschechische Kultur hinaus. So akzentuiert der deutsche Film Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern von Dagmar Knöpfel aus dem Jahr 2005 die Schaffensqual und häusliche Gewalt, denen Němcová die Stirn bieten muss, während die vierteilige tschechische Fernsehserie Božena sechzehn Jahre später alles Künstlerische außen vor lässt und dagegen Liebes- und sexuelle Beziehungen der Klassikerin akzentuiert. Im postmodernen Roman Poslední tečka za Rukopisy [Der letzte Punkt hinter den Handschriften] von 1998, 2005, 2017 und 2019 lässt Josef/Miloš Urban seine „Božka“ an Männern prekär scheitern. Der Comic des Trios Džian Baban, Vojtěch Mašek und Jiří Grus aus den Jahren 2011 und 2018 (erweiterte Version) macht aus „Barbora“ eine Verschwörerin und Predigerin sexueller Revolution, die für den Karl-May-Helden Karl alias Šarlí alias Kara ben Nemsí zur femme fatale wird. Bereits der Roman Mandaríni [Mandarine] von Stanislav Komárek (2007) lässt spielerisch „Barbara“ dem Autor Karl May begegen. Doch bei allem Ludischen, das grundsätzlich zu begrüßen ist und Kreatives fördert: Wird hierbei nicht Inkommensurables aneinandergebunden oder gar ineinander gezwungen? Und wozu muss dabei Němcová stehen? Wie verzerrt sie dies? Der Vortrag will dieser Problematik anhand interkultureller, deutsch-tschechischer Bezüge nachgehen.

Doc. Mgr. Jana Hrdličková, Ph.D. studierte Germanistik und Bohemistik in Budweis, Prag, Brünn und Wien und ist seit 2007 als Literaturdozentin am Institut für Germanistik an der UJEP in Ústí nad Labem tätig. 2006 Promotion mit der Arbeit „Es sieht schlimm aus in der Welt“. Der unmoralische Appell in den Hörspielen von Marie Luise Kaschnitz (erschienen 2008). 2021 Habilitation über die Darstellung des Zweiten Weltkriegs und der Shoah in der hermetischen Lyrik nach 1945, v.a. bei N. Sachs, P. Celan, I. Bachmann, E. Meister und E. Arndt (erschienen 2021 bei Frank & Timme). Forschungsschwerpunkte: Hörspiel, hermeneutische Lyrik, deutsch-tschechische Beziehungen in der Literatur des 19. u. 20. Jhds. Monographie zur Reflexion des Zweiten Weltkriegs und der Shoah in der deutschsprachigen Literatur (zusammen mit Naděžda Heinrichová; 2012), Studien zu Inka Bach, Franz Werfel, Nelly Sachs, Božena Němcová, Jaroslav Hašek, Irena Brežná u.a.

Kontakt:

Doc. Mgr. Jana Hrdličková, Ph.D., Katedra germanistiky Filozofické fakulty Univerzity J. E. Purkyně, Ústí nad Labem
E-Mail: jhrdlickova@yahoo.de


Aktualisiert: 17. 03. 2023